Verein

Entstehung

Damals, Mitte der 70er Jahre, bedeutete es viel Kopfzerbrechen für die 10 jungen Obereschacher, die sich das Ziel gesteckt hatten, eine Fasnetfigur aus dem Nichts zu kreieren. Typisch sollte sie sein, und doch nicht gewöhnlich.
Welche einmalige Gestalt sollte in Obereschach zum Leben erweckt werden? Sollte es mehr Hexe sein oder mehr Narr? Mit welchem Statussymbol sollte die Figur markant und eindeutig identifiziert werden? Sollten bei Umzügen Schellen oder Rätsche die Figur schon von weitem ankündigen?
Nach vielen Sitzungen war sich die Gruppe über das Äußere und den Gesichtsausdruck schließlich einig:
Schwarze Gestalt, mit der die harte und lange Winterzeit symbolisiert werden sollte, dazu passend eine finstere Holzscheme mit extrem voller Haarpracht.
In Anlehnung an den bereits im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnten Gaishof waren sich alle Beteiligten unter großem Hallali schnell einig: „Das ist ein Gayser!“
Bodo Witzke entwarf auf dem Reissbrett eine fachmännische Skizze für die Scheme, in der bereits damals die so gewünschte „Grieskrämigkeit“ der Figur sofort ins Auge stach. Es galt dann, einen Schnitzer zu finden, der es verstand, das Gezeichnete in eine Holzscheme zu verwandeln.
Im Schnitzer Hans Rösinger aus Kirneck wurde der Richtige gefunden. Nach anfänglicher Skepsis verstand er es dann in genialer Manier, aus der Zeichnung die ersten vier Schemen anzufertigen. Gleich im ersten Wurf war so der Gayser geschaffen.
Die jungen Vereinsgründer trafen sich weiterhin und machten sich Gedanken über das grundsätzliche Erscheinungsbild und die weiteren, äusseren Details des Gaysers. Hierbei wurden die Kosten stets im Auge behalten.
Es war wiederum eine Ergebnis gemeinsamer Diskussion, einen kahlen Rindsknochen als Statussymbol zu verwenden. Die Anfertigung war denkbar einfach und dazu auch kostengünstig. Eine kleine Gruppe fuhr nach Villingen in den Schlachthof, suchte dort aus einem riesigen Knochenberg geeignete Prachtstücke heraus, kochte und schabte diese in heimischer Wachküche gründlich ab. Zu guter Letzt wurden die Findlinge noch mit einer speziellen Lösung imprägniert.
Es waren dann je Häs ein Gesamtbetrag von 571,49 DM, der der Vereinskassiererin Birgit Beha am 28.02.1976 an Aufwendungen benannt werden konnte. Darin waren die Kosten für Scheme, Filz, Wolle, Stramin, Handschuhe und einen Mechaniker-Overall enthalten. Bereits damals war jeder Hästräger selbst verantwortlich für die Anfertigung der Wollperücke, erfuhr jedoch gerade beim Nähen des Filzstoffes auf den Overall von Rosa Beha tatkräftige Unterstützung.
Bereits mit den ersten öffentlichen Auftritten in 1976 wurden die gelungenen und damals einmaligen Ideen der Gründer belohnt. Die Bevölkerung nahm die neue Figur wohlwollend auf, stets begleitet von einem kräfigen „Gayser – Knochä“. Beim Schwenninger Umzug belegte die noch kleine Truppe unter den Fußgruppen auf Anhieb den 1. Platz.
Die Zahl der Hästräger entwickelte sich rasant. Bereits ein Jahr später waren beim Villinger Dienstagsumzug 20 Gayser hinter Butzesel, Narro und Mäschgerle mit dabei, doppelt so viele wie ein Jahr zuvor.
So hat die Gaysergilde in nur wenigen Jahren in der Obereschacher Bevölkerung ihren festen Platz gefunden.